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Ein Künstler der transzendentalen Intimität

Bei Wahrnehmung der Kunstwerke von F. Kortan erkennen wir bald, dass wir an unsere Grenzen stoßen, falls wir die Methoden und Klischees der klassischen Kunsthistorie anwenden möchten. Wir müssen uns den neuesten geistlichen und theoretischen Konzeptionen aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, die sich mit dem Thema Mensch befassen, zuwenden. Dies ist Ansporn für uns, tiefer in die Ästhetik von F. Kortan durchzudringen. Das Schaffen dieses Künstlers erinnert in seinen Inspirationen an die von Freud definierte surrealistische Ästhetik der freien Vorstellungen und Assoziationen und das Erleben eines Vorbewussten und Unbewussten. Dies vermag jedoch nicht alles zu erklären. Bei ihm lösen sich die Gegensätze vom "Realen und Imaginären" auf, er ist ein Vertreter der Relativitätsexistenz. Bei F. Kortan entsinnen wir uns der Worte vom Andrè Breton aus dem zweiten Manifest des Surrealismus, in dem er sagte, dass das Ziel der surrealen Aktivität eine Begriffsbestimmung "eines bestimmten geistlichen Punktes ist, aus dem Leben und Tod, Reales und Imaginäres, Vergangenheit und Zukunft, Mitteilendes und Nichtmitteilendes, Hohes und Niedriges, aufhören, als Gegensätze wahrgenommen zu werden ...". F. Kortan mit seinen Motiven liebt einen Traum, der seinerzeit von irgendwem "via regia" zum Unbewussten genannt wurde. Auch mit der klassischen Psychoanalyse können wir die Werke von F. Kortan nicht erfassen. Es scheint, dass die Begriffe am treffendsten sind, die Gaston Bachelard in seiner Phänomenologie der Träumerei verwendet, in der er die tiefsinnige Bewertung des Traumes erklärt. F. Kortan ist in diesem Sinne ein wahrer Meister eines absoluten Traumes, sowie eines Halbtraumes. Vor allem in seinen Bildern, die voll von einer "alten und neuen" Ewigkeit sind, beobachten wir etwas, das als "Träumerei von der Träumerei" beschrieben wurde. Auch F. Kortans absoluter Traum des nächtlichen Schlafes ist eigentlich ein Universum. Wir erkennen F. Kortans Animismus: nichts ist tot in seinen Stilleben, alles lebt. Zum Ausdruck kommt hier die Tätigkeit des Unterbewusstseins - der Verschiebung, ein Motiv wird durch ein neues ersetzt, als ob es die Position wechseln würde, die psychischen Akzente gehen ästhetisch auf andere Motive über. Aber hauptsächlich geht es hier um Verdichtung. Die ästhetische Kondensation ist von einer Bedeutung, wie sie die Psychoanalyse definiert: zwei oder mehrere Vorstellungen vereinigen sich so, dass sie eine verwickelte, komplizierte Vorstellung bilden, die sich durch Sinn, Tragweite und Energie auszeichnet. Wir fühlen eine außersinnliche Wahrnehmung, vor allem, eine Übertragung der ästhetischen Sinne. F. Kortan gehört zur Weltavantgarde dadurch, dass er sich der Strömung der sogenannten Individualmythologie nähert, die sich zum Teil an der retrospektiven Klassifikation der Vergangenheit orientiert. Er inspiriert sich an den Spuren der menschlichen Zivilisation und setzt Akzente auf die Wiederverwendung der begrabenen Fragmente. Aber währenddessen z. B. Anne und Patrick Poirier die archäologische Inspiration suchen, Nicolas Lang die bayerische Familie archiviert und Jürgen Brodwolf Miniaturschaukästen malt, bleibt F. Kortan weder bei einer Metapher noch bei einem Geschehnis. Seine Ästhetik erinnert an die Bedeutung der übersinnlichen Psychologie von C. A. Mace, der einen "psychischen Äther" vermutet, durch den sich die Gedankenwellen verbreiten und in dem sich die Spuren der abgespielten Geschehnisse beibehalten. Es wird eine Erregungsübertragung ausgelöst. Er wäre kein Surrealist, wenn er nicht die symbolisch-geschlechtlichen Merkmale einer Frau bewundern würde. Aber bei F. Kortan oszillieren solche Merkmale verborgen - sinnbildlich, zugleich geheimnisvoll. Es sind Symbole einer Frau. Weil "das Unbewusste" sich nach nach den Prinzipien der Lust und nicht der Realität richtet, wie uns aus der Psychoanalyse bekannt ist, verkörpert F. Kortan die Unvergänglichkeit der Lust. Wir entsinnen uns an das, was auf Nietzsches Gedenktafel in Sils-Maria See in Ober Engadin vermerkt ist: "...doch alle Lust will Ewigkeit - will tiefe, tiefe Ewigkeit. "F. Kortan fordert zur Selbsterkenntnis, zur Loslösung der Menschen von der Materie und von der Sentimentalität der Zivilisation heraus. Das Anliegen von F. Kortan ist, dass der Mensch gegenüber den Fesseln, die aus der Arbeit entstehen und der materiellen Welt, immun bleibt. Daran zeigt sich seine Transzendenz, an dieser Stelle können wir uns aus der indischen geistlichen Kultur einen Gedanken ausleihen: "Tätigkeit, die keine Abhängigkeit verursacht, wird als Tätigkeit mit einem transzendentalen Resultat sonst Karma - Yoga genannt." F. Kortans Absicht ist nicht die Absolute Personalität der Gottheit, er verkörpert vielmehr eine glückliche Seele und will, dass alle eine solche werden ...

Prof. Dr. Miroslav Klivar, Mitglied The American Society for Aesthetics

 

ZU DEN BILDERN EINES KORTANISTEN

Frank Kortan kam 1964 in der damals kommunistisch beherrschten Tschechoslowakei zur Welt. Es war das Jahr, in der in Liblice Franz Kafka rehabilitiert wurde. In dieser ‚Kafka-Konferenz' begann der Ruf nach Reformen des stalinistischen Systems, der auf dem Schriftstellerkongress 1967 in direkter Kritik der politischen Führung mündete und in der Folge zur Aufhebung der Zensur. Es kam zum Prager Frühling der durch eine militärische Intervention der sowjetischen Truppen und des Warschauer Pakts niedergeschossen wurde. Es kam zur Aufsehen erregenden Selbstverbrennung der Studenten Jan Palach und Jan Zajíc. In der Folge wurde die CSSR einer der konservativsten Ostblockstaaten.
In dieser Zeit begann der 18jährige Kortan als Musiker. Gerade in der Musikszene manifestierte sich ein gewisser Widerstand - auch von bildenden Künstlern - gegen das System, das sich vor allem durch die Intellektuellen der Charta 77 manifestierte. Kortan war mit seinem Akkordeon kein Revolutionär, er spielte ein bisschen Jazz und Tanzmusik. Aber das genügte dem System, um ihn verdächtig zu machen. Als 20jähriger emigriert Kortan in das schweizerische Tessin und nach einjährigem Aufenthalt übersiedelte er nach Deutschland. Das Musizieren bei Zeltfesten war nicht seine künstlerische Sehnsucht und er begann mit dem Privatstudium der Malerei.

DIE LANGE TRADITION DES TSCHECHISCHEN SURREALISMUS

Die phantastische Kunst hat in der Tschechoslowakei eine lange Tradition. Wenn man will zurück bis zur Malerei der Spätrenaissance und des Manierismus eines Arcimboldo am Prager Hof des Rudolf II.
Seit den 1920er und 1930er Jahren gab es in Tschechien außerordentlich aktive surrealistische Gruppierungen mit internationalem Einfluss und es gab die Revue Surrealismus in der Tschechoslowakei, das Internationale Bulletin des Surrealismus und die Zeitschrift Surrealismus. Das tschechische Internationale Bulletin des Surrealismus war der Beginn der surrealistischen Zeitschriften in ganz Europa von Brüssel bis London und bis nach Teneriffa.
Die starke Strömung des tschechischen Poetismus oder der Artifizialismus waren sogar radikaler als der französische Surrealismus. Eine Annäherung erfolgte erst 1934 und mit dem Besuch von André Breton und Paul Eluards 1935. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielten die Surrealisten Ausstellungs- und Arbeitsverbot, emigrierten oder gingen in den Untergrund. Von dort gingen viele Impulse an phantastische Künstler auch während der kommunistischen Periode und in der aktuellen phantastischen tschechischen Kunst aus.

AUGENFALLEN

In Deutschland kam Kortan mit der Malerei der Augentäuschung, der Trompe-l'œil Malerei in Kontakt. In jener geographischen Gegend Deutschlands um Nürnberg herum, in der Frank Kortan heute lebt, ist die Zahl hervorragender Trompe-l'œil Maler besonders dicht.
Es gibt da in den 1990er Jahren sehr schöne Beispiele des Künstlers, ganz in der Tradition der klassischen Trompe-l'œil Malerei mit illusionistischen Stillleben und Arrangements.
Die klassische Trompe-l'œil Malerei geht von der Realität aus, dem fotografisch genauen Abbild einer dreidimensionalen Wirklichkeit, die es an dieser Stelle nicht gibt. Beispiel dafür sind die Augen täuschenden Wandmalerei von Perspektiven und Landschaften. Auch Giulio Romanos Deckengemälde von Göttergestalten in der Sala dei Giganti In ihnen ist nichts phantastisch oder gar surreal. Es ist vorgetäuschte Wirklichkeit eines Himmelsgewölbes und einer real gemeinten Götterwelt, meisterlich geschaffen.
Kortans Arbeiten dieser Zeit sind Augenfallen. Die im Stil von Renaissance-Kabinetten gemalten Bilder von Kuriositäten- und Wunderkammern täuschen eine Realität vor, die es nicht gibt, wenn man so will eine Über-Realität - Sur-Realismus.
1996 ging Kortan in das nun westlich- demokratische Tschechien zurück und begann mit dem Studium an der Masaryk Akademie der bildenden Künste in Prag. Eine grundsolide Ausbildung nach den autodidaktischen Anfängen die schon fantastische Beispiele der Feinmalerei im Privatstudium boten. In Wirklichkeit entzieht sich die fantastische Malerei den Akademien, sie braucht aber zu ihrer Realisierung die technisch-handwerkliche Ausbilkdung vom Lehrling bis zum Meister die dort (noch) geboten wird.
Seit dem Jahr 2000 lebt und arbeitet Frank Kortan in Kalchreuth bei Nürnberg in Deutschland.

DIE ZEICHNUNG - SEMIPLASMA DES SURREALISMUS

Sehr deutlich verweisen Kortans Zeichnungen auf den surrealen Ursprung seines Werkes, weitab von der Augentäuschung des Trompe-l'œil der Malerei.
Sie sind den Cadavre exquis verwandt, von denen André Breton betont, ‚dass man damit über ein unfehlbares Mittel verfüge, das kritische Denken auszuschalten und der metaphorischen Fähigkeit des Geistes freie Bahn zu verschaffen, wodurch überraschende Botschaften sichtbar werden.'
Kortans Zeichnungen sind wie solche Exquisite corpse, bei denen Teile von Zeichnungen mehrerer Personen, aneinander gefügt, ohne dass ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit etwas sehen kann, wie es Breton beschreibt. Eine Art kollektive Collage, bei Kortan aus einem Geist und von einer Hand. Und zwar wie der im 1. Manifest des Surrealismus, 1924 beschriebene Automatismus, in dem das freie Spiel der Gedanken nicht durch die Vernunft kontrolliert werden darf. Die Freisetzung der metaphorischen Fähigkeiten des Geistes und die intensive Beschäftigung mit freien Assoziationsformen sollte zur Erkenntnis einer höheren Wirklichkeit führen. In diesem Zusammenhang betonten die Surrealisten die Bedeutung von Träumen, Fantasien und unterdrückten Gefühlswelten.
Kortans Zeichnungen korrespondieren mit den Bildern, wirken oder sind wie Vorzeichnungen, sind es aber nicht. Es ist der erste Gedankenfluß, der der Zeugung und Erzeugung der Bilder vorangeht. Sie sind befruchtet vom Seminalplasma der Surrealisten. Und es ist wie das menschliche Ejakulat überhaupt, dessen fluoreszierende Eigenschaft der Gerichtsmedizin den Nachweis der Urheberschaft ermöglicht.

AUFLÖSUNG UND ZUSAMMENFÜGUNG

Kortans Bilder sind Montagen aus einer Hand, die wie Fotografien wirken, aber eindeutig weder das Bekannte zeigen, dass das Hirn erwartet, wenn das Auge ein Detail sieht, noch eine künstlerische Handschrift erkennen lässt.
Es ist Feinmalerei in dem Sinn, in dem es André Breton im 1. Manifest des Surrealismus, 1924 reguliert: "Ich glaube an die künftige Auflösung der beiden äußerlich so widersprüchlichen Zustände - Traum und Wirklichkeit - in einer Art von absoluter Wirklichkeit, der Surrealität."
Aber es ist auch das Gegenteil. Kortan löst den Widerspruch nicht auf, sondern schafft eine neue Realität, die im Wiederspruch zu Traum und Wirklichkeit steht.
Der Künstler fügt zusammen, was nicht zusammen gehört, aber in seinem Bild zu einer Einheit verbunden ist. Gegensätze die sich nicht ergänzen und nicht aufheben, aber untrennbar verbunden sind. ‚Dame mit Chamäleon und Schmetterlingen' ist dafür ein Schlüsselbild. Das Chamäleon ist stellvertretend für das Auge des Betrachters und lenkt auf die Brust der Frau, deren Nacktheit im Fleisch durch die Schambehaarung verstärkt wird. Gleichzeitig aber gibt die in einer Stiefelette steckende Beinprothese dem Ganzen etwas Mechanisches, das den Puppencharakter des Gesichts verstärkt. Das Pferd, das Symbol der Beweglichkeit, ist in seinem Fluchtverhalten statuisiert, da es ein mechanisches Konstrukt ist, aufgezäumt wie im Zirkus der Herren Barnum & Bailey. Seine Details sind mechanischen Objekten des 19. Jahrhunderts aus der Werkstatt des Kapitän Nemo nachempfunden. Es ist ein Bild von großer inhaltlicher Sinnlichkeit und gemalter Delikatesse, das viele Schichten von Geschichten enthält, wie alle Bilder des Künstlers. Aber diese sind eingebunden unter der glatten Oberfläche und der konstruierten Ordnung, wie die Schmetterlinge die mit Fäden an den Flügeln verbunden sind.

Gauklerbilder

Den Porträts die Kortan malt, ist eines gemeinsam: es sind Bilder von Äquilibristen. Die Dargestellten balancieren in unbeschwerter, schwereloser Weise Attribute ihres Seins. Die sind dem Porträtierten zugeordnet wie die Attribute in den Darstellungen der Heiligen und Märtyrer. Sie sind lesbar und klar zu deuten. Bei Karel Gott, die Lerche mit der Schlinge um den Hals, bei Kishon die Narrenkappe aus unbeschriebenem Papier auf dem Kopf des Schreibers, bei Dalí als Zitat das Spiegelei oder die anthropomorphe Käferform, die er bei Franz Kafka zitiert. Anderes wieder ist hermeneutisch, verschließt sich und offenbart sich nur dem Kundigen. Es wäre nützlich zum Verständnis des Werks von Frank Kortan, seinen Bildreproduktionen eine Klarschrift der Symbole beizugeben. Manches kehrt immer wieder, wie die Schnur oder der Apfel, die Würfelseiten, die Gewichte, die Falter. Es kann aber angenommen werden, dass die Kenntnis der Bedeutung von Details, das Ganze noch geheimnisvoller macht.

Kortan der europäische Maler

Kortans künstlerische Herkunft ist europäisch. Tschechisch manieristisch von der Herkunft, deutsch von der Akkuratesse, spanisch vom Einfluss, österreichisch von der psychologischen Grundhaltung. Und Kortans Malerei ist eigenständig, kortanisch fantastisch.

© Gerhard Habarta
Autor des Buches Lexikon der phantastischen Künstler

 

Beeindruckt stehen wir vor seinen Werken. Dieser äußerst begabte Künstler schöpft virtuos aus den Tiefen seiner Seele. Oft stoffliche Realistik gepaart mit fast mystisch durchdachten surrealen Form, seine einzigartige Maltechnik der großen Meister, Konzert der Farben, Rhythmus der Lichter und Schatten, all das bietet uns einen neuen Raum - eine neue Wirklichkeit. Ja, wir sind gefesselt. Haben wir uns Kunst nicht immer schon so vorgestellt? Ist es Malerei, ist es Musik oder sind dies erdichtete Träume? Auf jeden Fall beherrscht dieser Meister sein Instrument: Pinsel und Farbe!

Prof. Gerhard Bluhm